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Warum eine warme Ernährung für unsere Gesundheit so wichtig ist!

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Gemeinsamkeiten der Ernährung: TCM, Ayurveda, Hildegard von Bingen und Makrobiotik – Ein ganzheitlicher Blick

Inmitten der Fülle an Ernährungskonzepten, die heute verbreitet sind, gibt es einige traditionelle Ansätze, die uns wertvolle und zeitlose Prinzipien für eine ganzheitliche Gesundheit bieten. Egal ob wir von der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), dem Ayurveda, Hildegard von Bingen oder der Makrobiotik sprechen – alle diese Ernährungslehren verfolgen das Ziel, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.

Diese Systeme betrachten die Nahrung als ein Mittel zur Unterstützung der Lebensenergie, und ihre Prinzipien lassen sich leicht auf unser tägliches Leben übertragen. Um diese Konzepte besser verständlich zu machen, können wir uns den Körper als ein Feuer vorstellen, das ständig genährt und gepflegt werden muss, damit es nicht erlischt. Genauso wie ein Feuer das richtige Brenn-material und die richtige Pflege benötigt, um stabil zu brennen, so braucht auch unser Körper die richtige Nahrung, um in Balance und Gesundheit zu bleiben.

 

1. Natürliche Lebensmittel: Brennmaterial für das innere Feuer

In allen vier Ernährungsansätzen steht der Konsum von natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln im Mittelpunkt. Diese Nahrungsmittel sind wie das beste Brennholz, das langsam und gleichmäßig verbrennt, ohne den Körper zu überfordern. Verarbeitete oder unnatürliche Lebensmittel hingegen sind wie nasses oder minderwertiges Holz – sie qualmen und lassen das Feuer schwächer werden.

Setzen Sie auf frische, saisonale und regionale Lebensmittel, die dem Körper die Energie geben, die er braucht, um gut zu funktionieren. Diese Nahrungsmittel liefern die notwendige Kraft, um das innere Feuer gleichmäßig und ohne Störungen brennen zu lassen.

 

2. Warme Speisen: Die Flamme nähren

Alle vier Traditionen betonen die Wichtigkeit von warmen, gekochten Speisen, die dem Körper die notwendige Energie liefern, ohne das Verdauungsfeuer zu schwächen. Kalte oder rohe Lebensmittel sind schwerer verdaulich und können das Verdauungsfeuer dämpfen – wie wenn man kaltes Wasser auf ein Feuer gießt.

 

In der TCM wird das Verdauungssystem oft mit einem Ofen verglichen, der regelmäßig mit der richtigen Nahrung gespeist werden muss, um das „Milz-Qi“ – die Energie der Verdauung – zu stärken. Ebenso betont das Ayurveda das Agni – das Verdauungsfeuer – als zentrale Kraft für die Gesundheit. Auch bei Hildegard von Bingen und in der Makrobiotik wird warme, leicht verdauliche Nahrung empfohlen, um den Körper zu unterstützen.

Das bedeutet, häufiger warme Suppen, gedünstetes Gemüse oder gekochtes Getreide zu essen, anstatt sich auf kalte Salate oder schwer verdauliche Mahlzeiten zu verlassen. Diese warmen Speisen sind wie gut angezündetes Holz, das das Feuer im Körper lebendig hält.

 

Leider hat sich eine vollkommen falsche Ernährungsweise in unsere Gehirne "eingebrannt", die für Mitteleuropäer völlig ungeeignet ist.  Man liest dann vom ach so gesunden Müsli am Morgen mit frischen Früchten (vielleicht auch noch explizit Südfrüchte wie Mango etc.) und Joghurt.

Dies sind allesamt kühlende Nahrungsmittel. Wer so in den Tag startet, löscht das Verdauungsfeuer schon für den gesamten Tag, denn der Stoffwechsel bzw. die Milz hat dann kaum noch eine Möglichkeit, das Verdauungsfeuer zum Laufen zu bringen.

Die Milz, in der westlichen Medizin leider vollkommen stiefmütterlich behandelt, genießt in der TCM einen sehr hohen Stellenwert und ist dafür verantwortlich, dass der Stoffwechsel einwandfrei funktioniert.

Die Milz mag es "mäßig". Zuviel von scharfen oder auch kühlen Gerichten schwächt die Milz und damit das Verdauungsfeuer. Dies hat weitreichende Folgen für unsere Gesundheit.

Deshalb gilt der Grundsatz:

"Überwiegend warme/gekochte Nahrung zu sich nehmen, aber damit nicht übertreiben"

Ich kann hier nur wieder einmal Paracelsus zitieren, der folgenden wahren Satz sinngemäß postuliert hat:

Die Dosis macht das Gift!

 

3. Balance und Harmonie: Das Feuer im Gleichgewicht halten

Alle vier Lehren zielen darauf ab, den Körper in einem ausgeglichenen Zustand zu halten. In der TCM geht es darum, Yin und Yang in der Nahrung auszugleichen, während im Ayurveda die Balance zwischen den Doshas (Vata, Pitta, Kapha) entscheidend ist. Bei Hildegard von Bingen ist es das Verhältnis zwischen gesunden und „ungesunden“ Lebensmitteln, und in der Makrobiotik geht es um das Gleichgewicht von Yin und Yang in den Nahrungsmitteln.

 

Dieses Konzept der Balance kann mit der richtigen Kontrolle eines Feuers verglichen werden: Wenn das Feuer zu stark brennt, besteht die Gefahr, dass es außer Kontrolle gerät; wenn es zu schwach ist, wird es erlöschen. Eine ausgewogene Ernährung hält das Feuer des Lebens in einer stabilen Flamme – nicht zu stark, nicht zu schwach.

Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers: Fühlen Sie sich nach einer Mahlzeit träge oder schwer, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass das Verdauungsfeuer zu stark belastet wurde. Ein Gleichgewicht in der Ernährung zu finden, hilft dabei, die Flamme im Körper stetig und ruhig brennen zu lassen.

 

4. Prävention statt Heilung: Das Feuer schützen

Alle diese Traditionen legen großen Wert auf die Prävention – das Feuer des Lebens soll regelmäßig gepflegt werden, damit es gar nicht erst erlischt. In der TCM, dem Ayurveda, der Ernährung nach Hildegard von Bingen und in der Makrobiotik wird Nahrung nicht nur als Energiequelle gesehen, sondern auch als Medizin, die uns vor Krankheiten bewahren kann.

 

Stellen wir uns vor, wir kümmern uns ständig um unser Feuer: wir legen regelmäßig Holz nach und sorgen dafür, dass es nicht ausgeht. Genauso funktioniert der präventive Ansatz der Ernährung. Wer sich gut um sein Verdauungsfeuer kümmert, bleibt gesünder und muss weniger oft zu „Notmaßnahmen“ greifen.

 

5. Kräuter und Gewürze: Funken für das innere Feuer

Kräuter und Gewürze spielen in allen vier Ernährungssystemen eine wichtige Rolle, um das innere Feuer zu entfachen und in Schwung zu halten.

 

In der TCM werden Kräuter verwendet, um das Qi zu stärken und die Verdauung zu unterstützen. Im Ayurveda sind Gewürze wie Ingwer, Kurkuma und Kreuzkümmel zentrale Elemente, um das Verdauungsfeuer zu entfachen. Auch Hildegard von Bingen betonte die heilende Wirkung von Kräutern wie Fenchel und Galgant, während in der Makrobiotik Gewürze und Kräuter ebenfalls zur Harmonisierung von Yin und Yang eingesetzt werden.

 

Diese „Feuerfunken“ lassen sich leicht in unseren Alltag integrieren: Ingwertee, ein wenig Kurkuma im Essen oder eine Prise Zimt im Müsli können helfen, das innere Feuer zu stärken und die Verdauung zu unterstützen, gerade jetzt zu Beginn der kalten Jahreszeit.

 

6. Saisonale und individuelle Anpassung: Feuer an die Umstände anpassen

Alle vier Traditionen empfehlen, die Nahrung an die individuellen Bedürfnisse und die Jahreszeiten anzupassen. Im Ayurveda beispielsweise werden im Winter wärmende Nahrungsmittel empfohlen, um das Vata-Dosha im Gleichgewicht zu halten. In der TCM passen sich die Nahrungsmittel dem Yin und Yang der Jahreszeiten an, um den Körper zu harmonisieren. Auch Hildegard von Bingen und die Makrobiotik setzen auf saisonale, regionale Lebensmittel, um das innere Feuer entsprechend der äußeren Umstände zu regulieren.

 

Stellen Sie sich vor, Sie wären für das Feuer verantwortlich, das im Freien brennt: Im Winter braucht es mehr Brennstoff und Schutz, um nicht zu erlöschen, während im Sommer weniger erforderlich ist, um es im Gleichgewicht zu halten. Ebenso erfordert unser Verdauungsfeuer eine Anpassung an äußere Einflüsse.

 

Im Alltag bedeutet dies, auf die Jahreszeiten und die eigenen Bedürfnisse zu achten. Im Winter sind wärmende Suppen oder Eintöpfe ideal, während im Sommer leichtere und kühlende Speisen bevorzugt werden sollten, um das innere Feuer im Einklang mit der Umwelt zu halten.

Wer jedoch bereits unter langjährigen chronischen Krankheiten leidet, für den ist es selbst während der warmen Jahreszeit sinnvoll, überwiegend auf "warme" Kost zu setzen.

"Warm" in diesem Zusammenhang ist nicht gleichbedeutend mit ausschließlich temperaturmäßig warmen Gerichten. "Warm" bedeutet, dass die Nahrungsmittel u.a. vorher einen "erhitzenden" Prozess durchlaufen haben, also z.B. gekocht oder gedünstet wurden.

 

Fazit: Das innere Feuer hüten

Die gemeinsamen Prinzipien von TCM, Ayurveda, Hildegard von Bingen und der Makrobiotik zeigen uns, dass Ernährung viel mehr ist als bloße Nahrungsaufnahme. Sie ist die Pflege des inneren Feuers, das uns gesund, kraftvoll und in Balance hält. Natürliche, unverarbeitete Lebensmittel, warme Speisen, eine ausgewogene Ernährung und die Verwendung von Kräutern und Gewürzen helfen dabei, dieses Feuer zu nähren und damit unsere Gesundheit, unsere Energie und unser Wohlbefinden aufrecht zu erhalten.

 

Welche gesundheitlichen Konsequenzen überwiegend kalte Ernährung v.a. in Hinblick auf chronische Erkrankungen haben, lesen Sie in meinem Blog-Artikel "Fatale Auswirkungen von zu kalter Ernährung..."